Nach dem Giftunglück gefragter Fachmann

Rudolf Landauer, HSt
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Eigentlich bekommen Betriebe und Firmen, die ihre Mitarbeiter bei Einsätzen der Feuerwehr freistellen und ihnen dadurch auch keine Nachteile entstehen lassen, die Plakette „Partner der Feuerwehr“ verliehen. Bei dem Neudenauer Fachmann für Hydraulik, Wolfgang Steer, ist das ganz anders: Er ist selbst aktiver Feuerwehrmann.

Piepser Wenn ihn sein Alarmierungs-Piepser zu einem Einsatz ruft und er seinen Betrieb verlässt, dann ist außer seiner Schwester, die im Büro arbeitet, niemand mehr da. Der Meister für Hydraulik arbeitet fast alleine und kümmert sich im Berufsalltag um alles, was sich auf hydraulischem Weg bewegen lässt. Von der Hebebühne in der Kfz-Werkstatt bis zu den langen Teleskopstangen, mit denen Lkw ihre Ladung abkippen.

Als Unbekannte vor einigen Jahren in seinem Betrieb Feuer gelegt hatten und es gebrannt hat, entstanden massive Schäden. Damals wurde ihm die Notwendigkeit der Tagesrufbereitschaft der Feuerwehrleute richtig bewusst. „Das ist ein richtiges Problem im Ort“, sagte der 49-Jährige. „Früher waren die ganzen Handwerker und Bauern in der Feuerwehr. Bauern gibt es fast gar keine mehr, und als Handwerker bin ich auch der einzige“, erzählt der Neudenauer.

Ständig im Einsatz Also beschloss Wolfgang Steer vor drei Jahren, bei der Feuerwehr einzutreten. Alle erforderlichen Ausbildungen absolvierte er. „Die Welt der Pumpen, Schläuche und Drücke waren mir natürlich nicht fremd, das ist schließlich mein Job“, sagte er. Sein Engagement zeigte er aber in ganz besonderem Maß bei dem schlimmen Giftunglück der Jagst in diesem Jahr mit tonnenweise verendeten Fischen. Steer half, wo es ging, denn sein Fachwissen war oft gefragt.

Vor allem, wenn es darum ging, mit starken Pumpen das Wasser der Jagst umzuwälzen oder aus der nicht betroffenen Schefflenz Wasser in die Jagst zu pumpen. „Ich war in dieser schlimmen Zeit mit meinen Werkzeugen viel unterwegs, denn die starken Pumpen arbeiteten pausenlos und fielen auch schon mal aus“, blickte er auf diese Katastrophe zurück.

Auszeichnung Für die Führung der Neudenauer Freiwilligen Feuerwehr war klar, ihren Kameraden und selbständigen Meister für die Verleihung der Plakette „Partner der Feuerwehr“ vorzuschlagen. Die Feuerwehr feierte heuer ihr stolzes 150-jähriges Bestehen mit gleich mehreren Veranstaltungen. Ihr Jubiläumsjahr schloss sie am vergangenen Sonntag mit einem St.-Florians-Gottesdienst in der St. Laurentiuskirche ab. Aus diesem Grund weilte der Innenminister von Baden-Württemberg, Reinhold Gall, mehrfach in der Jagsttalstadt und auch am vergangenen Sonntag. Gall nahm die Gelegenheit wahr, auch als Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes, Wolfgang Steer mit der Plakette auszuzeichnen. „Ich spreche ihnen meine besondere Wertschätzung für ihre Leistungen für die Allgemeinheit aus, sie gewährleisten die Rufbereitschaft in besonderem Maß“, sagte Reinhold Gall und überreichte ihm die Plakette samt Urkunde.

Kleines Fest Ob er denn die Plakette an seinem Betrieb in der Neudenauer Austraße anbringen werde? „Klar, am Mittwoch haben sich gleich mehrere Feuerwehrkameraden angesagt, die mir unbedingt bei der Anbringung der Plakette helfen wollen, ich vermute da wird ein kleines Fest draus“, sagte er und schmunzelte.

Bild: Innenminister Reinhold Gall zeichnete Wolfgang Steer als Partner der Feuerwehr aus. Der selbständige Hydraulikmeister gibt sich bei Einsätzen selbst frei. Foto: Landauer

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