Vorstellung: Fachberaterin Chemie

Kreisfeuerwehrverband Heilbronn, Jahresjournal 2020
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Im Kreis Heilbronn ist Sigrid Aßfalg als Fachberaterin Chemie für die Feuerwehren eine wichtige Ansprechpartnerin. Im
Interview beschreibt sie ihre Tätigkeit und betont, wie wichtig Teamwork für ein gutes Gelingen ist.

Frau Aßfalg, Sie sind als Fachberaterin Chemie für die Feuerwehren tätig. Wie genau sieht Ihre Arbeit da aus?
Gefährdungsbeurteilungen bilden bei jedem Einsatz den Arbeitsschwerpunkt. Vorrangig ist immer der Schutz der Bevölkerung, der Einsatzkräfte und der Umwelt. Daraus ergeben sich äußerst vielfältige Fragen, die zu beantworten sind. Unsere Tätigkeit als Fachberater ist immer Teamarbeit, also Zusammenarbeit mit den Fachberaterkollegen, den Feuerwehrangehörigen der GW-Messgruppen aus Lauffen und Neckarsulm, der Gefahrstoffzüge aus Bad Rappenau und Weinsberg sowie den Feuerwehren vor Ort. Zu Beginn des Einsatzes entwickeln wir aus dem ersten eigenen Eindruck und den bereits vorliegenden Informationen der örtlichen Feuerwehr ein Meßkonzept oder ein Maßnahmenpaket. Dieses wird grundsätzlich mit dem Einsatzleiter abgestimmt. Währenddessen wird das Equipment der GW-Meßfahrzeuge betriebsbereit gemacht. Je nach Einsatzgeschehen muß zu diesem Zeitpunkt ein Fachberaterkollege hinzugezogen werden. Das gibt uns die Möglichkeit, einen Fachberater permanent bei der Einsatzleitung beziehungsweise im Krisenstab zu haben, während ein weiterer Fachberater die Meßaufgaben an der Einsatzstelle übernimmt oder unterstützt. Danach können die Messungen, mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln beginnen. Wenn wir Fachberater an der Einsatzstelle eintreffen ist sehr oft die Austrittsstelle eingegrenzt oder der Stoffaustritt bereits gestoppt. Eine weitere wichtige Aufgabe besteht darin, Meßkonzept, Meßergebnisse, Bewertungen und vieles andere
in den Lagebesprechungen verständlich zu kommunizieren. Damit kann mit allen Verantwortlichen das erforderliche Maßnahmenpaket diskutiert und entschieden werden.

Gibt es auch andere Arten von Einsätze?
Selbstverständlich gibt es auch Einsätze, die mit wenigen Beteiligten (Feuerwehrkdt., Vertreter von Gemeinden oder Betrieben) bearbeitet werden. Das sind i.d.R. Einsatzfahrten ohne Sondersignal, meist Bewertungen im Nachgang von Bränden oder Schadstoffaustritten. Oder es geht um den Schutz von Mitarbeiten von Betrieben und Einsatzkräften bei Aufräumarbeiten. Auch Bewertungen in Bezug auf Gewässerschutz werden angefragt. Gefährdungsbeurteilungen
bilden bei jedem Einsatz den Arbeitsschwerpunkt. Vorrangig ist immer der Schutz der Bevölkerung, der Einsatzkräfte und der Umwelt. Daraus ergeben sich äußerst vielfältige Fragen, die zu beantworten sind, wie etwa: Konnten Stoffe entweichen, sind Gefahrstoffe in die Umwelt gelangt? Besteht Explosionsgefahr? Was sind die Gefährdungen für die die Bevölkerung und die Einsatzkräfte? Wie läßt sich der Austritt stoppen, wie gelingt der Rückhalt? Wie weit haben sich Gefahrstoffe bereits ausgebreitet? Diese und viele andere Fragen werden von uns beurteilt und abgeklärt.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Feuerwehren?
Die gute Zusammenarbeit mit den Feuerwehren vor Ort ist sehr wichtig. Die Ergebnisse der ersten Lagemeldungen enthalten
wichtige Hinweise für das passende Meßkonzept und die nachfolgenden Maßnahmen. Werden wir zu spät oder gar nicht angefordert gehen wichtige Informationen und wertvolle Zeit verloren. Dies kann sich bei Gewässerverunreinigungen gravierend auswirken! Liegen früh im Einsatzverlauf konkrete Meßergebnisse und gesicherte Informationen vor, kann über
die notwendigen Folgemaßnahmen angemessen und situationsgerecht entschieden werden.

Wie erleben Sie ganz persönlich solche Einsätze?
Jeder Einsatz ist anders und fordert die Einsatzkräfte in unterschiedlicher Art und Weise. Jeder Einsatz birgt unterschiedliche Gefahren, hält immer wieder Überraschungen bereit, bringt neue Erkenntnisse und profitiert von der guten Arbeitsatmosphäre und dem hohen Ausbildungsniveau auf Landkreisebene. Wir Fachberater sind so lange angespannt, bis klar ist um welche Stoffe es sich handelt. Die Gefährdungsabwehr für die Einsatzkräfte steht immer an erster Stelle. Dicht gefolgt von dem Anspruch, das Eindringen von Gefahrstoffen in die Umwelt unbedingt zu verhindern.

Was ist Ihnen in Ihrer Tätigkeit besonders wichtig?
Persönlich ist mir der Gewässerschutz sehr wichtig. Auch fünf Jahre nach der massiven Kontamination der Jagst mit Ammonium, Nitrat und Nitrit hat sich der Fluss nicht vollständig erholt. Viele Lebewesen sind zurück, bestimmte Fischarten fehlen aber weiterhin.

Interview: Dominik Sauter

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