Autor | Claudia Kostner, HSt |
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Mal in die Landschaft eingebunden, mal dominant: Der Planungswettbewerb bringt noch keine endgültige Entscheidung über die Architektur des neuen Feuerwehrhauses. Die Planer können Kritikpunkte bis Anfang Oktober nachbessern. Neun Stunden hat das Preisgericht am Donnerstag im Leingartener Kulturgebäude getagt. Zehn Modelle für das neue Feuerwehrhaus standen zur Diskussion: „Am Ende wurden unter den Hauptgesichtspunkten Funktionalität, Architektur und Kosten zwei völlig unterschiedliche Entwürfe gleich gewertet“, fasst Bürgermeister Ralf Steinbrenner zusammen. Erst Anfang Oktober wird endgültig entschieden, welches Architekturbüro das Fünf-Millionen-Euro-Projekt realisieren darf. Die beiden Favoriten stammen von den Büros Frank Heinz (Waldkirch) und Wittfoht Architekten (Stuttgart). „Aber kein Entwurf wird 1:1 so umgesetzt und gebaut“, erklärt Steinbrenner bei der Präsentation des Ergebnisses am Freitagmorgen. Bei beiden gibt es Optimierungsbedarf, den sie bis zum Vergabetermin einarbeiten dürfen. Völlig normal bei einem Planungswettbewerb, wie der Vorsitzende des Preisgerichts, der Stuttgarter Architekt Sebastian Haffner, verdeutlicht: „Der Architekt sitzt in der stillen Kammer und darf die Feuerwehr nichts fragen.“ Nicht den Kommandanten, nicht den Kreisbrandmeister. Zehn Entwürfe wurden eingereicht In dem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb waren im März 15 Teilnehmer von der Gemeinde aufgefordert worden, ihre Arbeiten für den Neubau eines Feuerwehrhauses einzureichen. Zehn haben sich beteiligt. „Das Niveau war hoch“, betont Sebastian Haffner, der selbst schon mehrere Feuerwehrmagazine realisiert hat. Es ging nicht nur darum, ein Gebäude zu präsentieren, das den gewachsenen Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehr in Qualität und Leistungsfähigkeit gerecht wird - die Leingartener brauchen Platz für ihre neue Drehleiter und bekommen einen Übungsturm. Eine Herausforderung für die Planer war auch die Topographie des Geländes an der L1105: „Ein sehr steiler Hang“, beschreibt Haffner. Beide Siegerentwürfe hätten dies hervorragend gelöst. Radikales Konzept präsentiert Mit einem „radikalen Konzept“ bindet Frank Heinz das Gebäude in die schwierige Topographie des Geländes ein. „Das relativ starke Gefälle falten wir auf und stellen das Gebäude in den Hang hinein“, verdeutlicht Heinz seine Idee. So gibt es im Prinzip nur eine einzige, nach Norden ausgerichtete Gebäudefassade. Sonnenschutz wird überflüssig. Erdwärme ist Teil des energetischen Konzepts. Alle Räume sind über einen Gang miteinander verbunden. Ein Atrium trennt die Funktionsbereiche Fahrzeughalle von den Bereichen Einsatz und Übungsabwicklung, Ausbildung, Aufenthalt und Verwaltung. Der Turm steht vertikal zum Gebäude frei in der Landschaft. „Dem Verfasser gelingt es mit einem überraschenden Konzept auf Ort und Aufgabe eigenständig und identitätsstiftend zu antworten“, so das Urteil der Jury. Kritik gibt es an den Funktionsabläufen, so seien etwa die Wege von den Umkleiden bis zur Fahrzeughalle für den Alarmeinsatz zu weit. Jens Wittfoht arbeitet mit einem rechteckigen Sichtbetongebäude, das sich samt Turm dominant präsentiert. Funktionale Abläufe im Fokus „Es ist ein Funktionsgebäude, deshalb haben wir uns sehr stark mit den funktionalen Abläufen auseinandergesetzt“, erklärt Architekt Jens Wittfoht die Grundidee seines Entwurfs. So sei das, „was entscheidend ebenerdig sein muss“, wie Umkleiden, Lagerräume oder Einsatzzentrale, entsprechend organisiert. Jens Wittfoht (links) geht mit Bürgermeister Ralf Steinbrenner noch einmal seinen Plan durch. Alle zehn eingereichten Modelle werden von Montag bis Freitag, 9. bis 13. September, im Rathaus ausgestellt. Den Entscheidungsprozess am Donnerstag bezeichnet der Vorsitzende des Preisgerichts, Sebastian Haffner, als ernsthaft und gut: „Aber wir hätten uns alle gewünscht, dass wir uns einig sind.“ |